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Fachkräftemangel in der Kreislaufwirtschaft: Weiterbildung als Schlüssel zur Lösung

Ein moderner Schreibtisch mit grünen Akzenten, auf dem Dokumente und Diagramme zur Kreislaufwirtschaft analysiert werden. Zwei Personen arbeiten an einer Weiterbildung im Bereich nachhaltiges Ressourcenmanagement. Logos von Bildungsanbietern wie Obladen Akademien und Umweltkontor sind sichtbar.
Autor
Dr. Hans-Peter Obladen
Veröffentlicht
06.02.2025

Ein drängendes Problem: Der Fachkräftemangel

Die Umwelt- und Kreislaufwirtschaft steht vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits steigen die Anforderungen an Nachhaltigkeit und technologische Innovationen, andererseits fehlt es an qualifizierten Fachkräften. Laut einer aktuellen Umfrage des ifo Instituts melden die meisten Unternehmen große Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden. Besonders betroffen sind technische und umweltbezogene Berufe.

Gleichzeitig wächst der gesellschaftliche Druck, nachhaltiger zu wirtschaften. Unternehmen müssen ihre Prozesse umstellen, um Ressourcen effizienter zu nutzen, Emissionen zu reduzieren und gesetzliche Vorgaben im Bereich Umweltschutz zu erfüllen. Doch dafür fehlt es oft an gut ausgebildetem Personal. Der klassische Ausbildungsweg reicht nicht mehr aus, um den steigenden Bedarf an Fachkräften zu decken. Vielmehr bleibt nur die Qualifizierung geeigneter Kräfte aus dem Stammpersonal. Viele Unternehmen setzen daher verstärkt auf die Weiterbildung ihrer bestehenden Mitarbeiter sowie auf die gezielte Qualifikation von Quereinsteigern.

Die Fachkräftelücke wird besonders deutlich, wenn man die Besetzungszeiten offener Stellen betrachtet. Die durchschnittliche Vakanzzeit in der Kreislaufwirtschaft – also die Zeit, die vergeht, bis eine ausgeschriebene Stelle besetzt wird – beträgt derzeit 74 Tage und ist damit länger als im Vorjahr. Diese Entwicklung zeigt, dass Unternehmen immer größere Schwierigkeiten haben, qualifizierte Mitarbeitende zu finden.

Ausbildung allein reicht nicht aus – Weiterbildung als Schlüssel

Während die Zahl der Ausbildungsplätze im Bereich Kreislaufwirtschaft nicht ausreicht, um den steigenden Bedarf zu decken, gewinnt die gezielte Weiterbildung von Quereinsteigern und bestehenden Mitarbeitenden an Bedeutung. Viele Unternehmen können es sich nicht leisten, jahrelang auf neue Auszubildende zu warten. Stattdessen setzen sie verstärkt auf die Qualifizierung ihres Stammpersonals.

Die Zahlen sprechen für sich. In den letzten zwölf Monaten haben 309.000 Menschen eine berufliche Weiterbildungsmaßnahme begonnen – ein Anstieg von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die betriebliche Qualifizierung nimmt zu. Allein im Februar 2024 nahmen 44.000 Beschäftigte an einer Weiterbildung teil, was einem Wachstum von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Für Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft bietet die Weiterbildung eine schnelle und effektive Lösung, um Personalengpässe zu vermeiden. Im Vergleich zur dreijährigen Ausbildung, die mit erheblichen Kosten verbunden ist, stellt die Weiterbildung eine kosteneffiziente Alternative dar. Eine klassische Ausbildung verursacht allein durch die Ausbildungsvergütung Kosten von rund 45.600 Euro. Die Weiterbildung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft kostet hingegen einmalig 11.900 Euro – eine Ersparnis von über 33.000 Euro. Gleichzeitig sind die Fachkräfte nach kürzerer Zeit einsatzbereit, was Unternehmen hilft, akute Engpässe schneller zu überbrücken.

Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft als praxisnahe Weiterbildung

Ein zentraler Ansatz zur Bekämpfung des Fachkräftemangels ist der Vorbereitungskurs auf die Externenprüfung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft”. Dieser Kurs richtet sich an Berufserfahrene, die ihre langjährige Erfahrung durch einen anerkannten Berufsabschluss untermauern möchten. Die Zulassung zur Prüfung erfolgt nach § 45 Abs. 2 des Berufsbildungsgesetzes und setzt eine 4,5 jährige Berufserfahrung im relevanten Bereich voraus.

Die Weiterbildung ist insbesondere für Berufserfahrene ohne formale Ausbildung geeignet, die ihre praktische Tätigkeit in der Kreislauf- und Abfallwirtschaft durch eine anerkannte Qualifikation ergänzen möchten. Auch Quereinsteiger, die sich langfristig in der Umweltbranche etablieren wollen, profitieren von dieser Qualifizierung. Ebenso können Fachkräfte, die sich für neue Aufgabenfelder oder erweiterte Verantwortungsbereiche qualifizieren möchten, durch den Lehrgang ihre Karrierechancen verbessern.

Ein großer Vorteil dieser Weiterbildung sind die geringen betrieblichen Risiken. Bei Auszubildenden besteht immer die Unsicherheit, ob sie nach ihrer Ausbildung im Unternehmen bleiben. Die Weiterbildung von bereits angestellten Mitarbeitenden hingegen sichert Know-how und Betriebswissen langfristig im Unternehmen.

Inhalte und Ablauf der Weiterbildung

Der Kurs startet im Juni 2025 und kombiniert theoretische sowie praktische Inhalte in einem kompakten Format. Die theoretischen Module werden vollständig online durchgeführt, sodass eine flexible Teilnahme möglich ist. Die praktischen Einheiten finden in Dresden oder Herne statt und beinhalten essenzielle Themen wie Umweltrecht, Arbeitssicherheit, Stoffströme, Chemie und Verfahrenstechnik.

Während der Schulung werden die Teilnehmenden umfassend auf die Externenprüfung vorbereitet. Der Lehrgang beginnt mit einer Einführung, die eine Orientierung über die Prüfungsanforderungen und den Ablauf der Weiterbildung gibt. Anschließend führt das Programm systematisch durch die relevanten Fachgebiete, um eine fundierte Wissensbasis zu schaffen.

Die Praxisphasen ermöglichen es den Teilnehmenden, ihr theoretisches Wissen in realen Arbeitsumgebungen anzuwenden. Dabei werden sie gezielt auf die Prüfungen im Frühsommer 2026 vorbereitet. Die praxisnahen Lerneinheiten stärken nicht nur das technische Verständnis, sondern helfen auch, Herausforderungen aus dem Berufsalltag besser zu bewältigen.

Die Weiterbildung wird von erfahrenen Dozentinnen und Dozenten geleitet, die selbst Mitglieder von Prüfungsausschüssen sind. Dadurch erhalten die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in die Prüfungsanforderungen und können sich gezielt auf die Abschlussprüfung vorbereiten. Die Kombination aus fundierter Theorie, praxisnahen Einheiten und direktem Expertenwissen sorgt dafür, dass die Teilnehmenden bestmöglich auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet sind.

Berufliche Perspektiven nach der Weiterbildung

Nach erfolgreichem Abschluss der Externenprüfung stehen den Absolventinnen und Absolventen zahlreiche Karrierewege offen. Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft sind in kommunalen Entsorgungsbetrieben, Recyclingunternehmen, industriellen Abfallbetrieben und Forschungseinrichtungen gefragt. Sie übernehmen Aufgaben in der Prozessoptimierung, Qualitätssicherung und technischen Überwachung von Anlagen.

Ein besonderer Vorteil des Berufs ist seine hohe Zukunftssicherheit. Die Umwelt- und Kreislaufwirtschaft ist eine Schlüsselbranche, die in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Unternehmen sind zunehmend auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und nachhaltige Konzepte erfolgreich umzusetzen.

Darüber hinaus bietet der Beruf eine besondere Sinnhaftigkeit. Fachkräfte in der Kreislaufwirtschaft leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Ressourcennutzung. Sie tragen dazu bei, Abfallströme effizient zu verwalten, Recyclingprozesse zu optimieren und innovative Lösungen für die Umwelttechnik zu entwickeln.

Umwelttechnik im Umbruch: Der Hintergrund der Namensänderung

Ab August 2025  wird aus der „Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft”  der bzw. die „Umwelttechnologe/in“ dies bringt auf den Punkt, worum es in der Ausbildung heute geht: Es geht längst nicht mehr nur um Müllbeseitigung. Der Beruf vereint modernste Technologien mit einem klaren Fokus auf Ressourcenschonung und Umweltschutz. Die Veränderungen spiegeln die Anforderungen einer Branche wider, die im Zentrum der Nachhaltigkeit steht. In einer Welt, die mit den Herausforderungen von Klimawandel und Ressourcenknappheit zu kämpfen hat, spielt die Kreislaufwirtschaft eine entscheidende Rolle.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das den Prozess der Modernisierung in Zusammenarbeit mit Bundesministerien und Fachleuten aus der Praxis begleitet hat, betont die gesellschaftliche Relevanz des Berufs. Laut BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser agieren nur wenige Berufe so direkt im Bereich der Nachhaltigkeit wie die umwelttechnischen Berufe. „Dieser Beruf ist systemrelevant für unser tägliches Leben, da er eine nachhaltige Ressourcennutzung ermöglicht und gleichzeitig technische Innovationen vorantreibt.“

Ein wichtiger Aspekt der Modernisierung ist die Abschaffung der bisherigen Schwerpunkte wie „Abfallverwertung“ und „Abfallbeseitigung“. Die Ausbildung wird generalistischer gestaltet, um die Fachkräfte vielseitiger einsetzbar zu machen und ihnen eine breitere berufliche Perspektive zu ermöglichen.

Weiterbildung als Lösung für den Fachkräftemangel

Die Umwelt- und Kreislaufwirtschaft braucht dringend qualifizierte Fachkräfte. Der klassische Ausbildungsweg allein reicht nicht aus, um den steigenden Personalbedarf zu decken. Weiterbildung ist daher ein essenzieller Baustein, um die Branche langfristig zu stärken.

Der neue Lehrgang Vorbereitungskurs auf die Externenprüfung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft hilft, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Unternehmen profitieren von besser qualifizierten Mitarbeitenden, während Fachkräfte ihre Karrierechancen verbessern und sich für die Herausforderungen der Zukunft rüsten können.

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