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Berufserfahrung anerkennen – in einem Jahr zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft

Junge Frau mit Glühbirne und Recycling-T-Shirt steht vor türkisfarbenem Hintergrund – Hinweis auf Infoveranstaltung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft.
Autor
David Obladen
Veröffentlicht
16.04.2025

Infoveranstaltungen im April und Mai 2025

Praxiswissen sichtbar machen

Verantwortung tragen, Prozesse steuern, Sicherheit gewährleisten – und trotzdem keinen Berufsabschluss in der Hand. In der Kreislauf- und Abfallwirtschaft ist das keine Ausnahme, sondern Alltag. Viele Mitarbeitende arbeiten seit Jahren in technischen, organisatorischen oder überwachenden Funktionen – oft mit großer Fachkenntnis, aber ohne formalen Abschluss.

Zwei Online-Informationsveranstaltungen am 28. April und 6. Mai 2025 zeigen, wie sich das ändern lässt. Vorgestellt wird ein neuer Vorbereitungskurs, der berufserfahrene Fachkräfte auf die Externenprüfung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft vorbereitet – kompakt, berufsbegleitend und in einem Jahr zum anerkannten Abschluss.

Berufliche Perspektiven

Ein formaler Berufsabschluss öffnet Türen – innerhalb des Betriebs, aber auch darüber hinaus. Er ist oft Voraussetzung für weiterführende Funktionen in der Betriebstechnik, im Schichtdienst oder bei der Kommunikation mit Behörden.

Mit dem Abschluss als Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft ändern sich nicht nur die Einsatzmöglichkeiten, sondern auch die rechtliche Stellung im Betrieb: Wer eine anerkannte Qualifikation nachweist, kann offiziell Aufgaben übernehmen, die bestimmten Vorschriften unterliegen – etwa bei der Kontrolle von Gefahrstoffen, der Führung von Nachweisunterlagen oder der Einhaltung gesetzlicher Dokumentationspflichten.

Aktuelle Arbeitsmarktdaten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unterstreichen diesen Trend: Fachkräfte mit Berufsausbildung sind deutlich seltener von Arbeitslosigkeit betroffen als Hoch- oder Geringqualifizierte. Von 2019 bis 2024 ist ihre Arbeitslosigkeit nur moderat gestiegen – im Gegensatz zu deutlichen Zunahmen bei anderen Gruppen. Auch beim Lohnwachstum schneiden Fachkräfte gut ab: Zwischen 2019 und 2023 stieg das mittlere Einkommen um 12,1 Prozent – stärker als bei hochqualifizierten Spezialisten oder Experten.

Diese Entwicklung zeigt: Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist nicht nur ein Stabilitätsfaktor auf dem Arbeitsmarkt, sondern eröffnet nach wie vor echte Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten.

Fachkräftemangel als strukturelle Herausforderung

Die Kreislaufwirtschaft steht unter Druck: Einerseits steigen die Anforderungen an Technologie, Dokumentation und Nachhaltigkeit. Andererseits fehlen vielerorts qualifizierte Fachkräfte. Besonders deutlich zeigt sich das an den Besetzungszeiten offener Stellen, die mit durchschnittlich 74 Tagen deutlich über dem Vorjahr liegen.

Viele Betriebe suchen händeringend nach Personal, können aber Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen. Die Weiterbildung von bereits beschäftigten Mitarbeitenden ist daher eine naheliegende und praxisnahe Lösung. Sie ist nicht nur schneller, sondern auch kosteneffizient: Während eine reguläre Ausbildung über drei Jahre rund 45.000 Euro kostet, liegt die Weiterbildung zur Fachkraft bei etwa 11.900 Euro – ein Bruchteil davon, bei deutlich kürzerer Laufzeit.

Zugang zur Prüfung

Der Kurs richtet sich an Personen mit mindestens viereinhalb Jahren Berufserfahrung im Bereich Abfallwirtschaft, Recycling oder Entsorgung. Die gesetzliche Grundlage für die Externenprüfung bildet §45 Abs.2 des Berufsbildungsgesetzes.

Die Prüfung wird gemeinsam mit regulären Auszubildenden durchgeführt und entspricht in Inhalt und Umfang einer regulären Abschlussprüfung. Sie findet im Frühsommer 2026 bei der Industrie- und Handelskammer statt.

Aufbau und Ablauf des Kurses

Der Kurs startet im Juni 2025 und ist für die Dauer von zwölf Monaten angelegt. Er besteht aus Online-Theoriephasen und praktischen Präsenzblöcken. Die Theorie wird vollständig digital vermittelt – ortsunabhängig, flexibel und gut vereinbar mit dem Arbeitsalltag. Die Praxisphasen finden in Herne oder Dresden statt und beinhalten unter anderem Übungen zu chemischen Prozessen, Verfahrenstechnik, Stoffstromanalysen und Umweltrecht.

Der Einstieg erfolgt über eine Einführungsphase, die auf die Prüfungsstruktur vorbereitet. Im weiteren Verlauf werden alle prüfungsrelevanten Themen systematisch behandelt.

Trägergemeinschaft und Dozententeam

Der Kurs wird von einer starken Trägergemeinschaft getragen: der Akademie Dr. Obladen, dem Umweltkontor Training & Beratung und der Sächsischen Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe. Die Lehrenden verfügen über langjährige Berufserfahrung und kennen die Anforderungen der Praxis – viele sind selbst Mitglieder von den Prüfungsausschüssen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren von einer engen Betreuung, kleinen Lerngruppen und einem didaktisch erprobten Kursaufbau.

Beitrag zur Fachkräftesicherung

Die gezielte Weiterbildung von Berufserfahrenen ist mehr als ein individueller Vorteil. Sie ist Teil der Lösung eines strukturellen Problems. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass klassische Ausbildungswege allein nicht ausreichen, um den Fachkräftebedarf zu decken.

Durch Weiterbildungsangebote wie diesen Kurs kann vorhandenes Wissen im Unternehmen gehalten und aufgewertet werden. Langjährige Mitarbeitende erhalten die Möglichkeit, sich auf Augenhöhe mit ausgebildeten Fachkräften zu positionieren – mit einem offiziellen Abschluss, der überall anerkannt ist.

Informationsveranstaltungen

Die Infoveranstaltungen finden am 28. April 2025 um 11:30 Uhr und am 6. Mai 2025 um 11:00 Uhr online statt. Vorgestellt werden der Kursaufbau, Inhalte, Zugangsvoraussetzungen und Fördermöglichkeiten. Die Teilnahme ist kostenlos und unverbindlich.

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