FS 100, Digitalisierung & Rechtssicherheit – So sieht der Winterdienst von morgen aus

Winterdienst zwischen Extremwetter, Kostendruck und Rechtspflicht
Wie viel Salz braucht ein sicherer Winterdienst? Und wie viel darf er kosten? Diese Fragen sind längst keine theoretischen Überlegungen mehr, sondern tägliche Realität für alle, die in der Verantwortung für sichere Straßen und Wege stehen. Die vergangenen Winter zeigten deutlich, dass Extremwetterereignisse zunehmen – mal zu mild, mal zu heftig, selten vorhersehbar. Gleichzeitig steigen die Erwartungen von Politik und Öffentlichkeit: Straßen sollen sicher, aber der Winterdienst gleichzeitig wirtschaftlich, nachhaltig und rechtlich einwandfrei organisiert sein. Die Herausforderungen sind komplex – die Lösungen aber in greifbarer Nähe.
Fachlich eingebunden – politisch vernetzt: Persönliches Engagement im Winterdienst
Die Akademie Dr. Obladen orientiert ihre Bildungsarbeit konsequent an den aktuellen Entwicklungen der kommunalen Praxis – nicht zuletzt durch das persönliche Engagement von Dr. Hans-Peter Obladen, Geschäftsführer der Akademie, in den Gremien des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Dr. Obladen ist Mitglied im Leitausschuss Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS, dem zentralen Strategie- und Entscheidungsgremium der Sparte.
In dieser Funktion übernimmt er die Rolle des Paten für den Fachausschuss Winterdienst des VKU, der zugleich als „Arbeitsausschuss 3.12 Winterdienst“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) arbeitet. Der Ausschuss beobachtet technische und organisatorische Entwicklungen im kommunalen und außerörtlichen Winterdienst, begleitet bundesweite Forschungsprojekte und erstellt praxisorientierte Regelwerke und Hinweispapiere – stets in enger Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium und der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Auch aktuelle rechtliche Fragestellungen fließen laufend in die Ausschussarbeit ein.
Durch dieses persönliche Engagement fließen aktuelle Entwicklungen und Diskussionen aus der Ausschussarbeit direkt in die Veranstaltungsplanung der Akademie ein. Das sorgt dafür, dass unsere Formate fachlich auf dem neuesten Stand sind und sich eng an den realen Anforderungen kommunaler Betriebe orientieren.
So auch beim „Erfahrungsaustausch Winterdienst“ 5. und 6. Juni 2025 in Tännesberg. Im Mittelpunkt stehen vier Themen, die den Winterdienst derzeit besonders prägen: die Flüssigstreuung FS 100, eine durchdachte Salz- und Solelagerung, die zunehmende Digitalisierung sowie die rechtssichere Dokumentation von Einsätzen. Ergänzt wird das Programm durch eine Werksführung bei Bucher Municipal Wernberg GmbH, bei der aktuelle Entwicklungen der Winterdiensttechnik direkt vor Ort vorgestellt und Vorführungen geboten werden. Die Veranstaltung richtet sich an Führungskräfte aus Straßenreinigung, Fuhrparkmanagement, Einsatzplanung und Technik – also an all jene, die den Winterdienst von morgen aktiv mitgestalten wollen.
FS 100: Flüssigstreuung mit Wirkung
Ein besonders spannendes Praxisbeispiel ist der Einsatz von FS 100, einer innovativen Flüssigstreuung, die nicht nur schneller wirkt, sondern auch Streuverluste deutlich reduziert. Im Gegensatz zu herkömmlichem Trockensalz bleibt die Flüssigkeit besser haften, wirkt schneller und lässt sich gezielter dosieren – das spart Material und verringert den ökologischen Fußabdruck. In Zeiten steigender Betriebskosten und zunehmender Umweltauflagen ist das ein enormer Vorteil.
Mandy Hesse von der Stadt Hannover berichtet in Tännesberg, wie sie FS 100 erfolgreich in die kommunale Streustrategie integriert hat. Ergänzt wird das Thema durch Beiträge von Dr. Horst Hanke, die unter anderem auf neue Vorgaben zur Streudichte, vorbeugende Streuung sowie auf Nachrüstmöglichkeiten bestehender Fahrzeuge eingehen. Hier wird deutlich: Wer heute über Winterdienst spricht, kommt an der Frage nach Flüssigstreuung nicht mehr vorbei.
Salz- und Solelagerung: Effizienz beginnt beim Vorrat
Doch nicht nur der Streuvorgang selbst, auch die Organisation der Streustoffe wird zum zentralen Effizienzfaktor. Denn: Die beste Technik nützt wenig, wenn Salz und Sole zur falschen Zeit am falschen Ort lagern – oder gar fehlen. Eine intelligente Lagerlogistik beginnt mit der Planung der Kapazitäten und endet bei der Frage, ob Eigenproduktion oder Anlieferung wirtschaftlicher ist.
Dr. Franz Götzfried, Experte für Winterdienstlogistik, beleuchtet in seinem Vortrag praxisnah, wie der Bau und Betrieb von Soleanlagen optimiert werden kann. Eine besondere Rolle spielen dabei automatisierte Beladesysteme und digital gesteuerte Lagerüberwachung. Kombiniert mit exakten Prognosedaten – etwa aus Wetter- oder Glättewarnsystemen – lässt sich die Lagerhaltung auf den tatsächlichen Bedarf abstimmen. So wird Überbevorratung vermieden, Streuverluste minimiert und gleichzeitig die Einsatzbereitschaft gesteigert.
Digitale Winterdienstplanung: Von der Theorie auf die Straße
In vielen Städten werden Kontrollfahrten noch immer nach starren Plänen durchgeführt – häufig auf bloßen Verdacht hin. Das führt nicht nur zu unnötigem Personalaufwand, sondern auch zu vermeidbarer Belastung von Fuhrpark und Umwelt. Hier setzt die Digitalisierung an: Ein smarter Winterdienst verknüpft moderne Sensortechnik mit automatisierter Datenauswertung – und liefert so die Entscheidungsgrundlage, die bisher fehlte.
Digitale Glatteis-Warnsysteme, wie sie bereits in mehreren Städten im Einsatz sind, erfassen Wetterdaten und Straßenverhältnisse in Echtzeit. Sensoren messen Oberflächentemperatur, Feuchtigkeit und Niederschlag und senden präzise Informationen direkt an die Einsatzleitung. Dank dieser Datenbasis lassen sich Streufahrten gezielt steuern – nur dort, wo tatsächlich Glättegefahr besteht. Der Effekt: Weniger Streugut, weniger Spritverbrauch, weniger CO₂-Ausstoß.
In Tännesberg werden genau diese Systeme vorgestellt – und mit aktuellen Softwarelösungen kombiniert, die den gesamten Einsatz digital dokumentieren, rechtssicher archivieren und bei Bedarf automatisch Reports erstellen. Damit wird der Winterdienst nicht nur effizienter, sondern auch transparenter und haftungssicher.
Dokumentation und Rechtssicherheit: Haftungsrisiken vermeiden
„Dokumentation ist kein Extra – sie ist die Versicherung des Winterdiensts.“ Mit diesem Satz bringt Dr. Horst Hanke auf den Punkt, worauf es in der täglichen Praxis ankommt. In seinem Vortrag geht es um die aktuelle Rechtsprechung, Anforderungen aus Haftungsfragen und konkrete Handlungsempfehlungen für Kommunen und Dienstleister. Denn wer Einsätze nicht lückenlos dokumentiert, muss im Schadensfall mit juristischen Nachteilen rechnen.
Die Veranstaltung bietet daher nicht nur Grundlagenwissen, sondern zeigt moderne Erfassungsmethoden – von klassischen Protokollen bis hin zur vollständigen Digitalisierung. Ergänzt wird das Thema durch einen Vortrag zur digitalen Datenerfassung, der deutlich macht, wie sich rechtliche Sicherheit und Effizienz nicht ausschließen, sondern gegenseitig verstärken können.
Technologie hautnah erleben: Werksführung bei Bucher Municipal
Ein Highlight des zweitägigen Erfahrungsaustauschs ist die Werksführung bei Bucher Municipal Wernberg GmbH. Hier können die Teilnehmenden aktuelle Entwicklungen der Winterdiensttechnik live erleben – vom vollelektrifizierten Räumfahrzeug über neue Streumechanismen bis hin zur Automatisierung von Arbeitsschritten.
Ein besonderer Dank gilt Victoria Rasoulkhani, Geschäftsführerin der Bucher Municipal Wernberg GmbH, für die Unterstützung bei der Organisation der Werksführung. Sie ermöglicht den Teilnehmenden einen praxisnahen Einblick in aktuelle Entwicklungen der Winterdiensttechnik – direkt vor Ort und aus erster Hand. Der direkte Austausch mit Fachleuten aus Produktentwicklung, Technik und Praxis bietet nicht nur spannende Einblicke hinter die Kulissen, sondern liefert wertvolle Anregungen für die eigene Organisation. Wer Technik nicht nur verstehen, sondern hautnah erleben möchte, findet hier den idealen Rahmen.
Praxis trifft Austausch: Zwei Tage für die Zukunft des Winterdiensts
Neben der inhaltlichen Tiefe steht in Tännesberg auch der kollegiale Austausch im Fokus. Die Veranstaltung richtet sich gezielt an Bereichs- und Abteilungsleitungen, Fuhrparkverantwortliche, Werkstattleitungen sowie an Expert*innen für Streustofflagerung und Einsatzplanung. Die Abendveranstaltung am ersten Tag schafft einen offenen Rahmen für Gespräche, Vernetzung und Erfahrungsaustausch – ein oft unterschätzter, aber umso wichtigerer Teil in einer Branche, die stark von Erfahrungswerten lebt.
Stellen Sie jetzt die Weichen für den Winterdienst von morgen
Flüssigstreuung, Digitalisierung und Rechtssicherheit sind keine abstrakten Themen, sondern konkrete Handlungsfelder für Kommunen und Dienstleistende. Der „Erfahrungsaustausch Winterdienst 2025“ in Tännesberg vom 5. bis 6. Juni zeigt, wie innovative Technik, smarte Prozesse und rechtliches Know-how zusammenspielen – und bietet das passende Forum für Diskussion, Austausch und Vernetzung.
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