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Kommunalfahrzeuge mit Bluepower-Antrieb: Wann gehen sie in Serie?

Autor
Dr. Hans-Peter Obladen
Veröffentlicht
11.02.2020

Auf dem 1. WASSERSTOFF SUMMIT der Akademie für Kommunalfahrzeugtechnik (AKT) im Mercedes-Benz Werk in Wörth wurden von FAUN ein Abfallsammelfahrzeug auf Dreiachsfahrgestell sowie eine Kehrmaschine auf einem Zweiachser präsentiert. Fest steht: Sie werden die Abfallentsorgung und die Straßenreinigung revolutionieren.

Bluepower trifft den Nerv der Zeit

Bei dem so genannten Bluepower-Konzept handelt es sich um ein Fahrgestell mit elektrischem Fahrantrieb und Batterie als Grundpaket, das als Range Extender mit Wasserstoff-Brennstoffzellen und Wasserstofftanks aufgerüstet werden kann. Je nach Einsatzgebiet reicht die Energie des Grundpaketes für zwei Touren á 10 Tonnen gesammelten Abfall. Die Reichweite kann mit Brennstoffzellen auf bis zu 560 km erhöht werden. Diese Technologie trifft den Nerv unserer Zeit: Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über Umweltschutz-Bewegungen, nachhaltige Technologien, Gesetzesentwürfe oder Klimaziele berichtet wird. Gerade für Abfallsammelfahrzeuge müssen umweltfreundlichere Konzepte gefunden werden, denn auch die Entsorgungslogistik ist von aufkommenden Dieselfahrverboten im innerstädtischen Verkehr betroffen. Zwar gibt es derzeit noch entsprechende Ausnahmeregelungen, langfristig wird sich dies jedoch ändern.

Wasserstoff ist gefragt wie nie

Beim Ringen um ein ganzheitliches Konzept zu einer verbesserten Umweltbilanz im Bereich der Fahrzeugtechnologie erlebt die regenerative Energiequelle Wasserstoff einen regelrechten Boom: Das Bundeswirtschaftsministerium legte Ende Januar eine Wasserstoff-Strategie vor, die derzeit zwischen den Ministerien diskutiert wird. „Ich möchte, dass Wasserstoff mehr und mehr fossile Kraftstoffe ersetzt“, so Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. „Die Politik wird den Rahmen schaffen. Wir fördern kräftig. Die Hersteller sind jetzt am Zug.“ Die Bluepower-Fahrzeuge sollen ab 2021 in Serie produziert werden. Derzeit befinden sie sich in der Testphase. In diesem Jahr werden 22 Fahrzeuge ausgeliefert, unter anderem nach Wuppertal, wo ein ganzheitliches Konzept der Nachhaltigkeit realisiert werden soll: Das Bluepower-Abfallsammelfahrzeug gibt den gesammelten Müll am Müllheizkraftwerk ab und tankt gleichzeitig Wasserstoff, der aus der Stromerzeugung des Müllheizkraftwerkes produziert wird. 

Der Bund beteiligt sich an den Kosten

Der Preis für die sauberen Müllfahrzeuge könnte manche Kommune vielleicht abschrecken: Aktuell liegen die Anschaffungskosten bei rund 800.000 Euro. Das ist eine halbe Million Euro mehr als für ein herkömmliches, mit Diesel betriebenes Fahrzeug. Allerdings: Bis zu 80 Prozent der Mehrkosten, also 400.000 Euro, können kommunale Betriebe als Fördergelder vom Bund bekommen, wenn sie sich für ein Bluepower-Fahrzeug entscheiden.

Tankstellen-Ausbau schreitet voran

Die Fahrzeuge benötigen natürlich entsprechende Tankstellen. Den bundesweiten Netzausbau in Sachen Wasserstoff treibt derzeit federführend die H2 Mobility Deutschland GmbH & Co. KG voran. Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und TOTAL haben sich in der H2 Mobility zusammengeschlossen. Zurzeit gibt es 81 öffentlich zugängliche H2-Tankplätze, in der Regel integriert in bestehende Tankstellen. Im Frühjahr 2020 sollen es bereits 100 Wasserstoff-Tankstellen sein, so Verkehrsminister Scheuer. Bis Ende 2021 soll das Tankstellennetz eine Kapazität für 60.000 Wasserstoff-Pkw und 500 Wasserstoff-Nutzfahrzeuge erreicht haben. 

Übrigens: In Wuppertal findet am 03.03.2020 unsere Fachkonferenz zum Thema „Abfallverbrennungsanlagen – neue Chancen der Sektorenkopplung“ statt, auf der u.a. die Bluepower-Antriebstechnik in Zusammenhang mit thermischen Abfallbehandlungsanlagen näher betrachtet wird. Hier finden Sie weitere Informationen. 

 

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