„Weiterbildungen sollten Pflicht sein.“
Pelz und seine Kollegen sind für alle Tätigkeitsbereiche gleichermaßen zuständig. Als Wertstoffhofwart übernimmt er den Schrankendienst, nimmt Wertstoffe an, verlädt sie und kassiert ab. Darüber hinaus haben sie auch noch ein Lager für Kanaldeckel und Bordsteine, das sie betreuen. „Bei uns ist niemand, der das gelernt hat.“ Pelz ist der Erste von seinen Kollegen, der den vierwöchigen Lehrgang nun besucht. „Ich finde es sehr gut. Weiterbildungen sollten Pflicht sein. Man ist ein Quereinsteiger. Man fängt von Null an und kennt sich mit nichts aus.“ Sein Wissen hat sich Pelz im Laufe der Zeit selbst und mithilfe der Kollegen angeeignet. „Manche Sachen hat man sich abgeschaut, andere Sachen selbst gelernt.“ Dabei gibt es auch für Berufserfahrene immer wieder Neuerungen. „Manche Kollegen sind schon seit 30 Jahren auf dem Wertstoffhof, aber es ändert sich viel. Ich bin der Meinung, dass man sein Wissen regelmäßig auffrischen muss. “
Wertstoffhöfe sind die erste Anlaufstelle für verschiedenste Abfallfraktionen
„Wir haben vor einem halben Jahr eine neue Fraktion eingeführt: Kunststoff. Das bereitet mir Schwierigkeiten – und auch meinen Kollegen. Wenn man Hartkunststoff hinschreibt, dann versteht der Kunde alles Plastik darunter“, schildert Pelz. „Und Bauschutt ist auch so eine Sache. Wir haben eigentlich eine klare Linie, aber bei manchen Sachen ist es nicht ganz eindeutig, zum Beispiel bei Heraklith. Deshalb freue ich mich auf die letzte Lehrgangswoche. Um sich mit anderen Kollegen von Wertstoffhöfen, die so etwas schon haben, auszutauschen.“
Die Annahme von Schadstoffen übernimmt eine externe Firma auf dem Wertstoffhof Coburg. Trotzdem müssen Pelz und seine Kollegen wissen, welche Abfälle hierunter zählen. „Oft sind es eher ältere Kunden, die die Garage ausräumen und zum Beispiel eine Lackdose bringen, die seit Jahren herumsteht und unbedingt entsorgt werden muss. Wir schicken sie dann weg und weisen darauf hin, dass Veolia einmal die Woche zu uns auf den Wertstoffhof kommt und Sondermüll entgegennimmt“, so Pelz. „Es kommt aber auch vor, dass es uns untergejubelt wird. Dann lagern wir das bis zur nächsten Abholung.“
Im Umgang mit uneinsichtiger Kundschaft ist soziale Kompetenz gefordert
Neben unwissenden Kundinnen und Kunden müssen Beschäftigte auf Wertstoffhöfen auch mit unfreundlichen und beleidigenden Ausdrucksweisen oder schlechter Zahlungsmoral umgehen können. „Eine Zeit lang gab es viele Schwierigkeiten mit Kunden, die nichts bezahlen wollten. Da musste man sich oft wegen den Gebühren streiten. Zum Beispiel mit neuen Kunden, die nach Coburg ziehen und von ihrer Stadt andere Gebühren gewohnt sind,“ erklärt Pelz. „Aber letzten Endes haben sie eh keine andere Wahl. Entweder sie zahlen und entsorgen ihren Abfall oder sie lassen es.“ In derartigen Auseinandersetzungen ist soziale Kompetenz gefordert. „Am Anfang ist man schon an seine Grenzen gestoßen, weil man solche Situationen nicht kennt.“ Aber heute geht er gelassener mit schwieriger Kundschaft um. „Wenn man beleidigt wird, bremst man sich selbst wieder. Man gibt auch manchmal nach.“
„Im Endeffekt sind es immer Stammkunden.“ Durch den Lehrgang hat Pelz noch einmal einen neuen Blick auf schwierige Kundinnen und Kunden bekommen. „Beim nächsten Mal spricht man es an. Manche entschuldigen sich, manche klären das auf. Man ist viel gelassener, man lässt sich nicht mehr ärgern. Man denkt erst, bevor man redet.“
Lehrgang ‚Servicekraft Wertstoffhof‘: Vier Module in vier Wochen – online und vor Ort
Der Lehrgang ‚Servicekraft Wertstoffhof‘ bildet Mitarbeitende auf Wertstoffhöfen umfassend in allen Arbeitsbereichen aus. „Am Lehrgang ist sehr interessant, dass man andere Wertstoffhöfe besichtigen kann. Und auch den Austausch finde ich sehr gut“, so Pelz. Neben dem fachlichen Austausch unter Kolleginnen und Kollegen umfasst die Fortbildung Sachkenntnisse in unterschiedlichen Abfallfraktionen, die Kommunikation mit schwieriger Kundschaft und Wissen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. „In der ersten Woche ging es viel um Gefahren und darum, achtsam zu sein. Dass wenn man etwas sieht, nicht daran vorbeiläuft, sondern es beseitigt.“ Insbesondere Gesundheit- und Arbeitsschutz ist für alle Beschäftigen gleichermaßen bedeutend. „Das ist auch der Grund, weshalb es jeder machen müsste“, empfiehlt Pelz.
Wer den Lehrgang erfolgreich absolviert hat, erhält ein Zeugnis mit den Unterschriften der Akademie Dr. Obladen GmbH, der ia GmbH und des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS. Das Zeugnis beinhaltet darüber hinaus auch noch weitere Bescheinigungen. Der Lehrgang findet teils vor Ort und teils online statt. Der nächste Lehrgang für den südlichen Teil Deutschlands beginnt am 17. Oktober in Markt Schwaben.
https://kommunalwirtschaft.eu/veranstaltungen/kommunalwirtschaft/05122
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